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Erste Etappe Schweiz - Thailand
Teil
10: West-China 2 , November & Dezember 2008
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Bild:
Höhen- und Geschwindigkeitsprofil Lanzhou - Chengdu, 1290km |
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Goob
bye Lanzhou. Mit dem Velo durch chinesische Grossstädte zu fahren ist einfacher
und angenehmer als gedacht, da es überall grosszügig angelegte Radwege
gibt. |
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Bild:
Hauptstrasse in Lanzhou.
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Ab
Lanzhou führte mich der Weg gegen Süden durch landwirtschaftlich intensiv
genutzte Hochtäler und über Pässe bis auf 3000 Meter Höhe.
Die Temperaturen in den Hochtälern überschritten auch am Nachmittag
kaum die Nullgradgrenze. Es war sehr kalt - mehr noch wenn der Himmel den ganzen
Tag bewölkt blieb. |
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Bild:
Novemberstimmung in einem über 2000 Meter hoch gelegenen Tal südich
von Lanzhou.
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Es
kam, wie es wohl kommen musste. Im Aufstieg zu einem namenlosen Pass begann es
in klirrender Kälte leicht zu schneien (herrlicher Pulverschnee!) - was mir
zuerst noch Freude machte. Oben angekommen begrüsste mich aber heftiger Schneefall,
der die Strasse rasch bedeckte. Zügig und vorschichtig machte ich mich an
die Abfahrt um möglichst schnell an Höhe zu verlieren. Doch schon nach
wenigen Kilometern befürchtete ich, dass dies mein Waterloo werden könnte!
Die nächste Ortschaft war noch über 30km entfernt und nicht einmal die
verrücktesten Lastwagen-, Bus- oder Autofahrer waren jetzt noch in den Serpentinen
des Passes unterwegs.
Doch ich sagte mir: "Sei froh, denn es könnte
noch schlimmer sein!" Also war ich froh - und es wurde noch schlimmer! Es
schneite noch mehr. Eiseskälte pfiff mir um die Ohren. Und nur wenig später
hatte ich als eingefleischter Atheist fast angefangen zu beten! Nur die intensive
Bemühung mentale Leerheit zu vergegenwärtigen und die Entlassung ins
Nichts aller negativer Gedanken über Napoleon und Waterloo hielten mich davon
ab. |
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Bild:
Intensiver Schneefall und Eiseskälte auf knapp 3000 Meter Höhe im Minshan-Gebirge.
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Durchfroren
und schlotternd erreichte ich eine kleine Ortschaft mit einfachem Gästehaus,
deren Verwalterin, eine liebe und fröhliche Grossmutter, mich wortlos an
der Hand nahm, in ihre geheizte Stube führte und mir heissen Tee zu trinken
gab, während ihr Mann den Ofen im Zimmer einheizte und mir eine elektrische
Heizdecke unter das Leintuch steckte. Was für liebe Menschen treffe ich doch
immer wieder auf dieser Reise! |
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Bild:
Fröhlich Steinkolhe verbrennen bei 9° C im Zimmer. Und im Fernsehen lief
wie zum Hohn eine Reisereportage über Palmenstrände in Jamaika!
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Bild:
Verschneites Bauerndorf im Minshan-Gebirge südlich von Lanzhou.
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Da
der Wintereinbruch die Pässe zuschneite war ein Vorwärtskommen auf der
geplanten Route nicht mehr möglich. Die Strassen nach Norden und Süden
waren gesperrt. Also musste ich einen weiten Umweg gegen Osten in Kauf nehmen,
das Gebirge weiträumig umfahren und über Tianshui nach Süd-China
reisen. Aber die Luft war raus in Anbetracht des Schnees auf der Strasse! Moralisch
zermürbt hätte ich fast einen Bus genommen um die Gegend gegen Osten
in Richtung Xian zu verlassen und endlich in tiefer gelegene Landschaften zu kommen.
Fertig lustig! Da aber gegen Mittag des nächsten Tages Tauwetter einsetzte,
kam wieder Hoffnung und Motivation auf. |
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Bild:
Raus aus dem Gebirge in Richtung Osten!
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In
Tianshui, rund 300km vor Xian, bin ich wieder gegen Süden abgebogen und durch
das tiefer gelegene Qingling Gebirge weiter in Richtung Chengdu gefahren. Immerhin
gab es hier Tageshöchsttemperaturen um die 5° C. Die Route durch das
Qingling Gebirge war schön aber auch anspruchsvoll, da ich jeden Tag mehrere
Pässe zu überqueren hatte. |
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Bild:
Durch das Qingling Gebirge gegen Süden.
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Bild:
Typisches Bauernhäuschen im Süden der Provinz Gansu.
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Rauschende Abfahrt von einem der zahlreichen Pässe im Qingling Gebirge.
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Wenn
man in der Welt als einfacher und hausloser Wanderer bzw. Radfahrer auftritt,
erfährt man von vielen Leuten Anteilnahme und nicht wenige wollen irgendwie
helfen. Und wenn ich dann eine angebotene Mitfahrgelegenheit freundlich ablehne,
da ich eben Rad fahre, überlegen sie sich, wie sie sonst helfen könnten
und schenken mir etwas zu trinken und zu essen. Dies zeigt, dass der überwiegende
Teil der Menschen gut ist und gerne noch besser werden möchte. Es freut mich
auch, dass ich mit meinem Wirken und Dasein, d.h. nur mit Rad fahren als Botschaft,
den Menschen einen Funken Anteilnahme, Hoffnung und Freiheit in das Gemüt
zaubern kann. |
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Bild:
Zwei Lastwagenfahrer aus Chengdu, die mich kurz vor Guangyuan anhielten, neugierig
und freundlich nach dem Wohin und Woher fragten und mir spontan zu trinken und
zu essen schenkten.
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Bild:
Durch malerische Schluchten Guangyuan und Chengdu entgegen.
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Nach
einer neuntägigen Fahrt ab Lanzhou schien ich mit der Ankunft in Guangyuan
dem Winter tatsächlich entkommen zu sein. Endlich gab es wieder Temperaturen
über 10°C und in der Landschaft standen vereinzelt verheissungsvolle
Boten des Südens: Palmen und Bananenstauden. Allerdings gab es bis Chengdu
noch ein paar Pässe zu überqueren. |
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Bild:
Im Aufstieg einer der zahlreichen Pässe in der Provinz Shaanxi.
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Bild:
Die Kleinstadt Jiange (nördlich von Chengdu) in der Abenddämmerung.
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In
manchen Ortschaften Sichuans wurde durch das grosse Erdbeben vom 12.05.2008 ein
Grossteil der Gebäude zerstört. Die Überlebenden und Obdachlosen
wurden nach dem Beben rasch in Notunterkünften und Zelten untergebracht.
Der Wiederaufbau läuft überall auf Hochtouren.
Durch das Erdbeben
sind komplette Dörfer und Stadtteile eingestürzt, ganze Strassenzüge,
Fabriken und Schulen brachen in sich zusammen. Über 87'000 Menschen kamen
dabei ums Leben, weitere 350'000 wurden verletzt und rund 5,8 Millionen wurden
obdachlos. Die meisten Todesopfer wurden aus den Gebieten der Städte Mianyang,
Deyang, Chengdu und Guangyuan gemeldet. Die Auswirkungen des Erdbebens waren selbst
in Peking, Shanghai, Hanoi und Bangkok zu spüren. Die Menschen in Sichuan
erlebten durch das Erdbeben unermessliches Leid. |
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Bild:
In dieser Ortschaft kollabierten ganze Strassenzüge. Viele der Obdachlosen
leben noch in Notunterkünften (Häuserreihen mit blauen Dächern)
und Zelten.
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Bild:
Vom Erdbeben zerstörte Strasse..
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Bild:
Buddhistische Tempelanlage (auch hier zum Museum degradiert) auf dem Qiqu Berg
nördlich von Chengdu. Interessanterweise haben alle historische Bauten das
Erdbeben schadlos überstanden.
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Bild:
Durch Zedernwälder mit uralten Bäumen Chengdu entgegen.
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Mit
der Ankunft in Chengdu ist der Weg durch Westchina definitiv abgeschlossen. |
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Bild:
Im Zentrum von Chengdu.
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Die
Mönche vom buddhistischen Mantschusri-Kloster in Chengdu betreiben allerlei
lukrative Geschäfte mit nationalen und internationalen Touristen und manche
besitzen sogar Autos - was ganz im Sinn der chinesischen Zentralregierung ist!
In den wenigen verbliebenen seriösen Klöstern Chinas müssen
die Mönche diskriminierende politische Schulungen über sich ergehen
lassen und werden von staatlich angestellten Mönchs-Spitzeln minutiös
kontrolliert. Bei den Protesten vom März 2008 in Lhasa sind laut verschiedenen
internationalen Nichtregierungsorganisationen zahlreiche Mönche spurlos verschwunden.
Berichte über Folterungen und gezielten Tötungen von buddhistischen
Geistlichen seitens der Regierung sind hinlänglich bekannt. |
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Bild:
Tempel im Mantschusri-Kloster in Chengdu.
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